Münster, 2006
250 Leitbaken mit Warnleuchtern
Weder als Autofahrer, Radfahrer oder als Passant kommt man um sie herum: die weiß-roten Baken mit ihren orange-blinkenden Leuchten weisen allen Verkehrsteilnehmern den richtigen Weg. Sie markieren – bei Tag und bei Nacht – Baustellen und Verkehrshindernisse deutlich sichtbar und gewährleisten somit die Sicherheit aller Fahrer und Fußgänger. Überall auf Autobahnen, Landstrassen und in der Innenstadt trifft man auf diese sogenannten Lichtleitbaken. Für den Künstler Alexander Edischerow sind die Baken mehr als nur eine Verkehrssicherheitsmaßnahme. Ihn spricht die Signalfunktion der Baken und die Dynamik des Lichts an. Er sieht in dem alltäglichen Element im Straßenverkehr ein Objekt von starker skulpturaler Qualität. Für seine Examensarbeit an der Kunstakademie Münster hat er hier eine Arbeit im öffentlichen Raum realisiert: er ist von einer gewöhnlichen Absperrsituation, wie man sie häufig findet, ausgegangen und hat sich überlegt, was wohl passieren würde, wenn die Baken ‚außer Kontrolle’ gerieten. So erobern sie sich den Raum rund um den Eingang zur Radstation. Die Baken folgen keinen Regeln und Verordnungen mehr, sondern ‚wuchern’ wild im öffentlichen Raum. Sie ergreifen Besitz von Wänden und Fenstern und erweitern so ihr Territorium. Eine gute Portion Ironie und Paradoxie schwingen hier mit, denn die Bake als ein Gegenstand, der für Ordnung und Sicherheit garantieren soll, bricht aus jeglicher Ordnung aus und verselbstständigt sich. Für Alexander Edischerow hat es einen ganz besondern Reiz, den Baken, die zur Kontrolle im Straßenverkehr bestimmt sind, absichtlich einen Freiraum zur Expansion zu gewähren. Alexander Edischerow konfrontiert die Passanten mit einer ungewöhnlichen Situation, die sich aus ganz alltäglichen Gegenständen ergibt. Er setzt die Baken wie Spielfiguren auf einem großen Spielbrett und setzt sie selbstsicher und direkt in ‚unmögliche’ Situationen im öffentlichen Raum. Er nimmt sich die Freiheit, sich von Regeln und Ordnungen zu befreien und somit eine ‚verrückte’ Situation zu realisieren. Evelyn Ebert